Dossier Projekthandreichung

Wie gestalten sich Prozesse diversitätsorientierter Interkultureller Öffnung in Jugendämtern in konkreter Praxis? Die Erfahrungen von und mit vier Jugendämtern in Berlin und Brandenburg geben darüber Auskunft und bieten tiefere Einblicke.

In fünf Kapiteln und Themenschwerpunkten porträtiert das Bildungsteam zentrale Elemente von Prozessen diversitätsorientierter Interkultureller Öffnung und berichtet anhand von Praxisbeispielen von den Erfahrungen, die im Rahmen des Projektes gemacht wurden. Als Datengrundlage zur Entwicklung dieser Handreichung wurden Beobachtungen aus den Fortbildungen des Projektes verwendet projektinterne Dokumente sowie 17 qualitative Interviews ausgewertet.

Vorgestellt werden Aktivitäten, Dokumentationen, Vorgehensweisen und Reflexionen aus und mit dem Jugendamt Pankow (Berlin), Jugendamt Märkisch-Oderland (Brandenburg), Jugendamt Charlottenburg-Wilmersdorf (Berlin) und im Amt für Familien und Soziales Ostprignitz-Ruppin (Brandenburg). Die Öffnungsprozesse dieser vier Ämter werden detailreich in 5 Themenfeldern skizziert, kommentiert und visualisiert.

Ein Portrait von Öffnungsprozessen in fünf thematischen Feldern

      • Diversity-Sensibilisierung
      • Führungsverantwortung
      • Bedarfsorientierung
      • Beteiligungsorientierung
      • Kommunikation und Feedback

> Finden Sie einleitend zudem Wissenswertes zum Begriff der Interkulturellen Öffnung.

Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V. (Hg.) Salka Wetzig (Autorin) (2020): Erfahrungen diversitätsorientierter Interkultureller Öffnung in vier Jugendämtern. Wege zur diskriminierungssensiblen Organisation. 52 S.

Auszüge aus dem Inhalt

Diversity-Sensibilisierung
„Diversity-Sensibilisierung ist ein zentraler Baustein diversitätsorientierter Interkultureller Öffnung, um innerhalb der Belegschaft überhaupt die Relevanz des Themas zu vermitteln, das Bewusstsein für bestehende Diskriminierungen zu schärfen und Haltungsveränderungen auf individueller Ebene anzuregen. So wichtig sie als Grundlage sind, Fortbildungen alleine machen noch keinen Öffnungsprozess. Eine gemeinsame Planung und Auswertung der Fortbildungen trägt dazu bei, die Inhalte in die Organisation zu tragen. Auch sollte vorab bestimmt werden, in welcher Form Ergebnisse strukturell verankert werden. Wirkungsvoll ist es, wenn ein direkter Anwendungsbezug hergestellt wird, indem die Sensibilisierungen an reale, konkrete Maßnahmen gekoppelt werden.“(Wetzig 2020:8)

Führungsverantwortung
„Wie jeder Veränderungsprozess ist die diversitätsorientierte Interkulturelle Öffnung eine Führungsaufgabe: Sie braucht eine für das Thema engagierte und möglichst auch in der Prozesskoordination aktive Leitung. Eine Steuerrunde empfiehlt sich, um koordinatorische Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen, den Prozess und das Amt in seiner Gesamtheit im Blick zu haben und Unterstützung unter den Führungskräften zu mobilisieren.“(ebd.)

Bedarfsorientierung
„Um eine Chance auf nachhaltige Umsetzung zu haben, müssen alle beteiligten Akteur*innengruppen ihre Interessen vertreten wissen und einen Mehrwert in den vorgeschlagenen Maßnahmen sehen. Diversitätsorientierte Interkulturelle Öffnung sollte daher an den individuellen wie organisationalen Bedarfen ansetzen, diese zunächst erfassen und Schwerpunkte daran ausrichten. Sie wird dann als Bereicherung und nicht als Belastung empfunden, wenn Maßnahmen mit den Entwicklungszielen der Organisation“(ebd.)

Beteiligungsorientierung
„Eine gelebte diversitätsorientierte Interkulturelle Öffnung basiert auf dem Engagement und der Motivation der Mitarbeitenden; diese werden Veränderungen eher mittragen, wenn sie sie selbst mitgestalten können. Deshalb sollten verschiedene Akteur*innen an Planungsprozessen beteiligt sein – auch um möglichst vielfältige Erfahrungen und Perspektiven einzubeziehen. Dies setzt eine transparente und umfassende Kommunikation in alle Richtungen voraus. Gerade zu Prozessbeginn braucht es viele Abstimmungsschleifen, um ausfindig zu machen, wo der potenzielle Mehr-wert für die einzelnen Akteur*innen liegt und wie dieser gut kommuniziert werden kann. Auf dieser Basis kann ein von allen getragener Fahrplan entwickelt werden“(ebd.)

Kommunikation: Schwerpunkt Feedback

„Im laufenden Prozess sind konstante Rückkopplungs- und Austauschprozesse zentrale Qualitäten gelingender Kommunikation. Eine wesentliche Rolle insbesondere in beteiligungsorientierten Prozessen spielt Feedback; wir behandeln es daher als Schwerpunkt im Bereich Kommunikation und widmen ihm ein eigenes Kapitel. Eine ernst gemeinte Beteiligung zeigt sich darin, dass Mitarbeitende und andere Akteur*innen über Feedbackschleifen und die Rückkopplung von Ergebnissen in die weitere Planung und Umsetzung eingebunden werden. Darüber hinaus erfordern auch die Inhalte der diversitätsorientierten Interkulturellen Öffnung eine besondere Qualität der Kommunikation: Eine selbstreflexive Auseinandersetzung mit den eigenen Strukturen und Haltungen muss Räume für Reflexion und Austausch eröffnen“(ebd.)