Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen als Schlüsselelement

Eine Schlüsselrolle für die professionelle Auseinandersetzung für Mitarbeitende und Verantwortliche der Kinder- und Jugendhilfe sind Fortbildung zu Diversity und Diskriminierungsschutz in Institutionen und Organisationen.

Wir arbeiten mit einem kritsch-reflexiven Diversity-Ansatz, der auf Erfahrungswissen und eine wissenschaftlich fundierte Kritik von Macht- Ungleichheits- und Diskriminierungsverhältnissen beruht. Professionalität und Soziale Arbeit im Kontext gesellschaftlicher Pluralität, Diversity-Orientierung und Diskriminierungsschutz sind Kernthemen, die auf die konkreten Erfahrungen und das besondere Handlungswissen der einzelnen Mitarbeiter*innen bezogen werden.

Die Entwicklung, Reflexion und Erprobung einer professionellen wie persönlichen Haltung stehen dabei im Vordergrund, sodass gemeinsame Anliegen und Ziele für die Organisationsentwicklung und konkrete Ansatzpunkte für die Veränderung der bestehenden Strukturen gemeinsam erarbeitet werden können. Dabei wird die Frage gestellt, wie das eigene Alltagshandeln durch kulturell gefestigte Routinen in Organisationen und Institutionen eingebettet ist. Erst dadurch wird es möglich, organisationales Handeln diskriminierungskritisch zu befragen und über institutionelle Diskriminierung und ihre Mechanismen zu verstehen.

Wie funktioniert institutionelle und strukturelle Diskriminierung?

In diesem Videobeitrag erläutert das
EOTO Kompetenzzentrum Rassismus
gegen Schwarze Menschen von  Each One Teach One (EOTO) e. V.
wie institutioneller und struktureller Rassismus verstanden werden kann.

Sehen Sie dieses Video, um Diskriminierung anhand von Rassismus gegen Schwarze Menschen zu verstehen, um institutionelle und strukturelle Machtverhältnisse und Dominanzkulturen  in Gesellschaft und Kinder- und Jugendhilfe zu befragen und zu transformieren

Prinzipien unserer Bildungsangebote im Kontext der Organisationsentwicklung

Konkreter Alltags- und Praxisbezug

In unseren Fortbildungen werden praxisnah grundlegende fachliche Kenntnisse über die Pluralität gesellschaftlicher Realität und die Erscheinungsformen von intersektionaler Diskriminierung vermittelt. Auf dieser Basis können verschiedene praktische Fragen und Probleme erörtert und reflektiert werden, die sich im professionellen Kinder- und Jugendhilfealltag für Fach- und Führungskräfte auf unterschiedlichen Handlungsebenen stellen.

 

Raum für Reflexion der eigenen Institution/ Organisation

Unsere Fortbildungen bieten einen Raum der reflexiven Auseinandersetzung und multiprofessionellen Weiterbildung. Der persönliche Austausch und die kollegiale Verständigung über unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen ist dabei zentral, um mit dem Transformationsprozess und der Organisationsentwickelung in der Organisation zu beginnen.

 

 

Eingebettet in die Prozesse der Organisationsentwicklung vor Ort

Die Fortbildung wird an den Bedingungen und Bedarfen der Arbeit vor Ort ausgerichtet und systematisch in den Gesamtprozess der Organisations­entwickelung eingebettet. Im Rahmen der Organisationsentwicklung werden gemeinsam mit einer Steuergruppe aus dem Jugendamt oder dem freien Träger eigene Fortbildungskonzepte entwickelt.

 

Passgenaue Fortbildungsformate und -bausteine für Jugendämter und freie Träger

Die Fortbildungsangebote können unterschiedliche Formate erhalten und auf den jeweiligen Träger oder das jeweilige Jugendamt sowie auf die Bedürfnisse einzelner Verantwortungsbereiche und Mitarbeiter*innen angepasst werden.

 

 

Veranstaltungen gemeinsam planen

Im Rahmen einer kollegialen Erstberatung können die  konkreten Anforderungen an geeignete Fortbildungsformate für Ihre Einrichtung oder Organisation erörtert werden. Die gemeinsame Beratung kann beispielsweise ergeben, dass zunächst alle Führungs- oder Gruppenleitungskräfte sich inhaltlich mit bestimmten Schwerpunktthemen beschäftigen und geeignete Impulse anschließend in ihre Fachbereiche oder Teams tragen. Ein anderes Ergebnis kann sein, dass es sinnvoller ist, dass die gesamte Belegschaft der Einrichtung, der Abteilung oder des Teams zunächst gemeinsam an einer Einstiegsfortbildung oder Auftaktveranstaltung zum Thema Diversity teilnimmt. Anschließend entscheiden dann beispielsweise Kolleg*innen individuell oder nach Funktion und Aufgabengebiet, mit welchen Themen sie sich noch vertiefend beschäftigen wollen.

Auf diese beratungs- und dialogorienitierte Weise können die Qualifizierungsmaßnahmen auf die verschiedenen Verantwortlichkeiten und Aufgabenschwerpunkte der Mitarbeiter*innen ausgerichtet werden: Für Mitarbeitende beispielsweise, die direkt im Hilfeplanverfahren beteiligt sind, kann eine Fortbildung zu einem dort besonders relevanten Thema, z.B. zum Thema migrationssensibler und rassismuskritischer Kinderschutz (*), hilfreich sein. Für Verwaltungsangestellte beispielsweise, die täglich mit den Nutzer*innen im Kontakt stehen, kann das Thema diversitysensible Sprache und Ansprache als professionelle Dienstleistung im Vordergrund stehen und vertieft werden.

(Schutz-)Räume zur persönlichen Auseinandersetzung

Damit Mitarbeiter*innen mit konkreten Diskriminierungserfahrungen(*) nicht als ‚Informant*innen‘ exponiert werden, sodass das Team auf Kosten der Mitarbeiter*innen etwas über eine Diskriminierungsform lernt und bei der sie neulich Diskriminierung ausgesetzt werden (*), sind zudem unterschiedliche Räume der Auseinandersetzung und Selbstbildung möglich. So können Mitarbeiter*innen, die eine konkrete Diskriminierungserfahrung (bspw. Klassimus, Ableismus, (anti-muslimischer) Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit oder eine intersektionale Verbindung daraus) miteinander teilen, in dem einem Self-Empowerment-Raum, der auch als Schutzraum(*) verstanden wird, über Ihre Erfahrungen austauschen und ggf. gemeinsam Handlungsimpulse entwickeln. Andere Mitarbeiter*innen, die dieser Diskriminierungsform nicht ausgesetzt sind, können in einem Sensibilisierungstrainng grundlegend informiert werden und sich eine privilegien-kritische Haltung aneignen, die zu mehr Bewusstsein und kollegialer Umsichtigkeit hinsichtlich ihres eigenen Dominanzhandelns führen kann. Dazu können auch Bildungsreferent*innen von weiteren Trägern, Projekten und  Organisationen vermittelt werden, die sich auf eine bestimmte Diskriminierungs- oder Thematisierungsform spezialisiert haben.

Gemeinsam für eine bessere Kinder- und Jugendhilfe für alle.

Mitmachen:

Kommen Sie zu den Fortbildungsangeboten beim Bildungsteam und bei anderen Bildungsträgern, um sich mit Diskriminierung im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe zu beschäftigen.

Quellen und Literaturhinweise

  • vgl. Toan Quoc Nguyen (2019) „Kein Spaziergang, sondern ein Dauerlauf!“. Anforderungen an rassismuskritische und diversitätsorientierte Organisationsentwicklung. In: Sebastian Seng, Nora Warrach (Hg.), Rassismuskritische Öffnung Herausforderungen und Chancen für die rassismuskritische Öffnung der Jugend(verbands)arbeit und Organisationsentwicklung in der Migrationsgesellschaft, Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit e. V. (IDA), Düsseldorf, S. 55-59. Open Acess
  • Mecheril, P./Vorrink, A., J. (2012): Diversity und Soziale Arbeit. Umriss eines kritisch-reflexiven Ansatzes. In: Archiv für Wissenschaft und Praxis der Sozialen Arbeit. Themenheft: Diversity Management und Soziale Arbeit. S. 92-101.
  • Zu Schutzräumen vgl. am Bsp. Empowerment mit Mädchen of Color: 
    • Arapi, Güler (2014). Empowerment in der pädagogischen Arbeit mit Mädchen of Color. In Evelyn Kauffenstein & Brigitte VollmerSchubert (Hrsg.), Mädchenarbeit im Wandel. Bleibt alles anders? (S. 87105). Basel: Beltz Juventa.
    • Arapi, Güler & Lück, Mitja Sabine (2005). Mädchenarbeit in der Migrationsgesellschaft. Eine Betrachtung aus antirassistischer Perspektive. Bielefeld: Mädchentreff Bielefeld e. V. Zugriff am 10.04.2017. Verfügbar unter http://www.maedchentreffbielefeld.de/download/girlsactbuchkomplett.pdf
  • vgl. Nuran Yiğit & Can, Halil (2009): Politische Bildungs- und Empowerment-Arbeit gegen Rassismus in People of Color-Räumen – das Beispiel der Projektinitiative HAKRA. In: Elverich, Gabi [u.a.] (Hsg.): Spurensicherung. Reflexion von Bildungsarbeit in der Einwanderungsgesellschaft. 2. Auflage. Münster: UNRAST-Verlag, S. 167-194.
  • Mehr Literaturhinweise zu Schutzräumen und Self-Empowerment finden sie auf diesen Beiträgen ‚Anliegen und Ziele‘  ‚Personalentwicklung‘ oder ‚Intersektionalität‘ hier auf diversity-jugendhilfe.de (am Ende jeder Seite).

diversity-jugendhilfe.de ist Bestandteil des Modellprojektes „Diversitätsorientierte Interkulturelle Öffnung der Jugendhilfe – Diskriminierungsschutz stärken und Vernetzung fördern“ in Berlin und Brandenburg (Oktober 2020 – September 2022) des Bildungsteams Berlin-Brandenburg e.V.